( Quelle: Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum (1983), Text: Werner
Overbeck )
Chronik der Schützengesellschaft Westumer Einigkeit
„Tradition heißt nicht Asche aufbewahren, sondern
ein entfachtes Feuer am Lodern halten."
Diese Worte von Jean Jaurés mögen als Motto und
Leitfaden der nachfolgenden Betrachtung vorangestellt sein. Sie sollen zum
Ausdruck bringen, daß es gerade im Schützenwesen nicht darum gehen kann, dieses
alte Brauchtum einfach nur aus Gewohnheit fortzuführen, ohne sich Gedanken über
das , Warum' zu machen. Es gehört schon ein wenig mehr
dazu, und dies ist auch wohl der Grund dafür, daß sich die
Schützengesellschaften trotz des Industriezeitalters bis heute erhalten haben:
Wie kein anderes Brauchtum fördert das Feiern von Schützenfesten das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Wobei jedoch bei den Westumem wohl die berühmte Ausnahme die Regel bestätigt,
denn gerade die Umstände der Gründung unserer Schützengesellschaft lassen eher
das Gegenteil vermuten: Zwietracht statt Eintracht führte im Jahre 1908 zur
Entstehung der ,Westumer Einigkeit', wobei der Name wohl bewußt gewählt wurde,
um den Zwist der Vergangenheit vergessen zu machen und der Hoffnung Ausdruck zu
verleihen, in Zukunft besser zusammenzustehen.
Vor dem Jahre 1908 nämlich gab in Westum nur eine Schützengesellschaft,
die vermutlich bereits im 17. Jahrhundert bestanden hat und damit zu den
ältesten Schützengesellschaften in Emsdetten zählt. Sie bestand ausschließlich
aus Westumer Bauern, wobei vor allem die Kötter nebenbei ein Handwerk ausübten,
um sich und ihre Familie zu ernähren. Während sich zunächst innerhalb der
Mitglieder der Schützengesellschaft die sozialen Unterschiede in Grenzen
hielten und sie zudem alle mehr oder weniger von der Landwirtschaft lebten,
änderte sich dies im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert: Das Handwerk
erlangte größere Bedeutung, und die zunehmende Zahl der Heuerlinge drohte die
Rechte der alteingesessenen Bauern zu beschneiden. Die Aufteilung der Marken,
des Gemeinschaftslandes, unter Bauern und Heuerlingen führte zu Reibereien.
Hinzu kam im 19. Jahrhundert die Industrialisierung, die zu Zuwanderungen von
Arbeitern führte, von denen sich ein Teil auch in Westum — und zwar in Nähe des
Dorfkerns — niederließ. So bildeten sich im Laufe der Zeit zwei Bevölkerungsschichten:
Die der Handwerker, Heuerlinge und Arbeiter auf der einen und die der
alteingesessenen Bauern auf der anderen Seite. Obwohl eine klare räumliche
Trennung wohl nicht möglich ist, so besteht doch kein Zweifel, daß die ersteren
eher in der Nähe des Dorfes, im Schluot, die anderen im Aechterhoek angesiedelt
waren. Da Westum an räumlicher Ausdehnung seit jeher die größte Bauerschaft
Emsdettens war, ergab sich die Notwendig keit, die Schützenfeste abwechselnd
mal im Schluot und mal im Aechterhoek zu feiern. Dies aber war ein weiterer
Anlaß zu Streitigkeiten, denn oft konnte man sich über den Austragungsort nicht
einigen. Die Streitereien gingen — woran sicherlich der Alkoholgenuß nicht ganz
unschuldig war - so weit, daß am 15. Juni 1845 sogar der 28jährige
Schützenbruder Ludger Middelhoff aus dem Aechterhoek zu Tode kam. Bei Pleimanns
(Schniebänds, Overbeck) in der Mistkuhle traktierten ihn einige Schlösser so
stark mit Tritten in den Bauch, daß er kurz darauf unter schrecklichen
Schmerzen verstarb. Bemerkt werden muß allerdings, daß Middel hoff sehr
streitsüchtig und „dem Trunke ergeben“ war.
Aus der großen Zeitspanne zwischen 1845 und der
Gründung der ,Einigkeit' im Jahre 1908 wird deutlich,
wie lange man trotz der Meinungsverschiedenheiten in einer Gesellschaft
verblieb. Bereits um 1830 herum hatten sich die Parteien schon einmal getrennt,
so daß jeder für sich Schützenfest feierte. Anfang der fünfziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts feierten die Aechterhöker einige Male mit den Lehmkuhlem
zusammen, dann gingen sie wieder zu den Schlössern über. Man hatte 2
Schützenstangen, bei denen abwechselnd geschossen wurde. Die eine stand in der
Nähe des Hofes Veltrup, die andere bei Brinkjans auf der
Hollhorst. Gefeiert wurde mal auf der Tenne von Brögiärts (Kattenbeck) und im
anderen Jahr beim Wirt Brinkmann, später Laumann (heute Teigeler) oder bei
Pleimann (heute Overbeck) bzw. Dams Jans an der Bernhardstraße.
Der erste Schützenvogel überhaupt soll der Überlieferung nach von Gert
Hinnerk Weyher gestiftet worden sein. Er war aus Torf und wurde noch mit Pfeil
und Bogen heruntergeschossen. Später, als Feuerwaffen auch bei der ländlichen
Bevölkerung bekannt wurden, nahm man Gewehre, die jedoch wegen ihrer primitiven
Bauweise nicht ganz ungefährlich waren. Der erste, uns bekannte Schützenkönig
war im Jahre 1713 Hermann Middelhoff, Schützenkönigin seine Frau Anna
Schlottjan. In Kriegszeiten, z.B. 1864, 1866 und 1870/71, wurde kein
Schützenfest gefeiert. Einmal zog man nur mit 10 Mann los und lieh sich einen
Fahnenträger von einer anderen Gesellschaft. Vereinsbeiträge kannten die alten
Westumer nicht. Die Unkosten für Musik usw. wurden durch Sammlungen gedeckt.
Musiziert wurde nach dem Motto ,nicht schön, aber
laut'. Lange Zeit bestand die Kapelle aus den Gebrüdem Raumeyer aus Hauenhorst,
Künnens Heuermann Hermann Tiltmann sowie Gerhard Wermers und dessen Sohn
Hinrich (Rauen Natz). Schützenkönige, deren Namen uns bis heute erhalten
geblieben sind, waren vor Gründung der ,Westumer
Einigkeit' außer Hermann Middelhof:
Bernhard Osterbrink 1861 Bernhard Bisping 1862 Wilhelm Middelhoff 1897 Bernhard
Osterbrink 1863 Klemens Dobbe
1900 Hamer 1880 Klemens Kloppenborg 1903 Heinrich
Aupke 1881 Gerhard
Schmalenbrock 1904 Ludger Middelhoff 1882 Bernhard Middelhoff 1905 Bernhard Eggers 1883 Heinrich Bröcker 1907
Irgendwann in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben die
Schlösser eine eigene Schützengesellschaft gebildet, die sie Schlösser
Schützengesellschaft nann ten. Offensichtlich jedoch fand dieser Verein keinen
großen Anklang, denn von 1881 bis 1895 feierten diese überhaupt kein
Schützenfest. So schlössen sie sich im Jahre 1895 wieder mit Aechterhökern
zusammen und feierten von nun an wieder unter dem uralten Namen
,Westumer Schützengesellschaft'. Doch nach 13 Jahren kam es wiederum zum
Bruch: Im Jahre 1908 konnte man sich anläßlich einer Vorstandswahl nicht einig
werden. Man trennte sich endgültig. Die vorhandenen Werte wie Königsketten,
Schützenhüte, Schärpen usw. wurden geteilt. Die Westumer bekamen das älteste Königsschild
von 1713, die Einigkeit ist seither stolz auf den silbernen Vogel, der
ebenfalls von der alten Königskette stammt. Die Westumer feierten fortan bei
Laumann, die Einigkeit bei Stapper.
Damit beginnt also die Geschichte der
Schützengesellschaft Westumer Einigkeit. „Das erste Schützenfest wurde mit
großer Freude und viel Feierlichkeit gefeiert", heißt es in der
Festschrift zum 25jährigen Jubiläum aus dem Jahre 1933. Schützen könig im Jahre
1908 war Josef Rengers, der sich Fräulein Rosa Kattenbeck zur Königin erkor.
Der erste Schützenkönig der Westumer Einigkeit fiel im Ersten Weltkrieg.
Scheibenkönig im Gründungsjahr war Bernhard Bröker. Die Gesell schaft bestand
bei ihrer Gründung aus etwa 30 ledigen und 30 verheirateten Mitgliedern. Leider
haben wir keine Namensliste der Gründungsmitglieder vor
liegen.
In jedem Fall war das Vereinsleben bis zum Krieg
sehr rege. Alljährlich wurden drei Feste gefeiert: Neben dem Schützenfest im
Juli gab es den Kirmesball im September
und Fastnacht im Januar. Außerdem fand in jedem Jahr eine große
Weihnachtsfeier statt. Doch schon bald setzte der Erste Weltkrieg diesem
Treiben ein Ende: Alle Schützenbrüder wurden, soweit sie wehrfähig waren, zu
den Fahnen eingezogen. Zehn Schützenbrüder kehrten nicht mehr zurück, ein Mitglied
starb an den Folgen des Krieges. Von 1914 bis 1920 fiel in der jungen
Gesellschaft das Schützenfest aus.
Nach dem Ende des Krieges war der Neuaufbau der
Gesellschaft mit großen Schwierigkeiten verbunden. Vor allem die
fortschreitende Geldentwertung erschwerte eine finanzielle Gesundung. Dennoch
ließ man es sich nicht nehmen, die vor dem Krieg abgehaltenen Feierlichkeiten
wieder aufzunehmen. Neben Schützenfest, Fastnacht und Weihnachtsfeier gab es
fortan im Oktober einen Rübenball. Auch schloß sich die Einigkeit sofort den zu
dieser Zeit gegründeten Vereinigten Schützengesellschaften an. Die 30er Jahre
brachten schon bald darauf erneut wirtschaftliche Not: Der .Schwarze Freitag'
des Jahres 1932 läutete die Weltwirtschaftskrise ein. Am 21. Mai 1933 feierte
die Gesellschaft ihr 25jähriges Bestehen mit einem Festumzug durch die Stadt
und einem Festakt bei Heinrich Stapper. Gefeiert wurde abends ebenfalls bei
Stapper, und zwar sowohl auf dem Saal als auch im angrenzenden Festzelt.
Vorsitzender des Vereins war zu dieser Zeit Karl Middelhoff.
Schon bald nach dem großen Fest aber warfen dunkle
Ereignisse ihre Schatten voraus. Im ,Dritten Reich'
hatten es die Schützengesellschaften nicht leicht. Sie, die sich seit jeher von
jeder Parteipolitik ferngehalten hatten, sollten
,gleichgeschaltet' und damit in den Propaganda-Apparat Hitlers
eingebunden werden. Zum Glück kam es nicht dazu. Man sorgte in Emsdetten dafür,
daß das eigene Leben der
Gesellschaft gewahrt blieb. Dennoch feierte die Westumer Einigkeit im
Jahre 1939 ebenso wie die anderen Emsdettener Gesellschaften vorerst ihr
letztes Schützen fest: Infolge des zweiten Weltkrieges fielen in den Jahren
1940 bis 1945 die Schützenfeste aus. Wiederum mußte ein Großteil der
Schützcnbrüder in den Krieg. Ebenso wie im Ersten Weltkrieg ließen zehn
Vereinsmitglieder ihr Leben, weitere vier wurden vermißt und drei starben an
den Folgen des Krieges. Einige kehrten erst mehrere Jahre nach Kriegsende aus
der Gefangenschaft heim. Mit Ausnahme der Schützenketten und ein paar Schärpen
ging die gesamte Ausrüstung der Einigkeit einschließlich der Fahne verloren.
Nach dem Krieg feierte die Westumer Einigkeit die
ersten Tanzveranstaltungen mit den Lehmkuhlern zusammen. Nachdem die ,Vereinigten' und der Heimatbund beim englischen Residenzoffizier
in Burgsteinfurt eine Genehmigung für die Abhaltung der Schützenfeste in
Emsdetten erhalten hatten, konnte die Einigkeit im Jahre 1946 in Gehlings
Scheune wieder das erste Schützenfest feiern. Den Anstoß dazu gab Bernhard
Gehling, der als letzter vor dem Krieg (1939) Scheibenkönig gewesen war. Die
erste Versammlung fand in Overbecks Scheune statt. Da Gewehre weder vorhanden
waren noch benutzt werden durften, rückte man dem Vogel mit Steinen zu Leibe.
Wie der allererste Schützenvogel überhaupt, bestand auch der des Jahres 1946
aus Torf. In den Jahren danach schoß man mit Pfeil und Bogen, bis die
Besatzungsmacht die Benutzung eines Gewehrs erlaubte. Es waren schwere Zeiten:
Zigarren oder Zigaretten gab es nur auf dem ,Schwarzen
Markt' und Schnaps der Marke ,Balkenbrand' stellte man selbst aus Getreide,
Früchten oder Zucker her.
Bis zum Jahre 1947 stand die Schützenstange im Wäldchen von Rudolf
Beering in der Nähe des Hofes Veltrup. Hier stand sie schon, als es nur einen
Westumer Schützenverein gab, nämlich mindestens seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts. Vermutlich aber schon viel länger, denn aus alten Papieren im
Staatsarchiv Münster geht hervor, daß es in Westum schon im Jahre 1771 eine
feststehende Vogelstange — damals als ,,Vogelruthe“ bezeichnet — gab.
Nachdem die Vogel stange von 1947 bis 1949 im Wäldchen von Albert Middelhoff
gestanden hatte, kam sie daraufhin ins ,Heiländken'
bei Sasse-Middelhoff. Im gleichen Jahr eröffnete Wilhelm Horstmann seine
Gastwirtschaft, wo am 27. Juni 1949 die neue Fahne eingeweiht wurde. Von nun an
wurden Schützenfest, Karneval, Familienfest und die Weihnachtsfeier bei
Horstmann abgehalten. Das Frühlingsfest und der Rüben ball wurden weiterhin bei
Stapper gefeiert. Als im Jahre 1953 die Räumlichkeiten bei Horstmann nicht mehr
ausreichten, siedelte die Gesellschaft wieder ganz zum alten Vereinslokal
Heinrich Stapper über. Dort wurde auch im Jahr 1954 eine Gedenktafel für die
gefallenen und vermißten Schützenbrüder des zweiten Weltkrieges angebracht.
Sie erhielt ihren Platz neben der Tafel mit den Toten des Ersten Weltkrieges,
die im Jahre 1921 gefertigt wurde.
Karneval feierte der Verein
nach dem Kriege seit 1947, und zwar zunächst das sog. Kappenfest. Ab 1950
wählte die Westumer Einigkeit auch einen Elferrat nebst einem Prinzen. Für den
Rosenmontagszug wurden Pferdegespanne zur Verfügung gestellt. Zwar baute die
Einigkeit damals noch keinen eigenen Wagen, aber dafür war man auf einem
anderen Gebiet sehr aktiv: Der Schießsport wurde besonders gefördert. So konnte
im Jahre 1950 Karl Overbeck von der Westumer Einigkeit als bester Schütze der
Stadt die Wanderkette erringen. Jährlich wurde innerhalb der Gesellschaft der
Vereinsmeister im Schießen ermittelt.
Im Jahre 1958 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen. Neunzig
Mitglieder zählte er damals. Ehrenvorsitzender war Gerhard Sasse, Vorsitzender
Arnold Ortmeier. Bei strahlendem Sonnenschein wurde am 14. und 15. Juni im
Festzelt an der Berufsschule und auf dem Saal bei Stapper gefeiert. Am Eingang
der Bernhardstraße war ein großer Festbogen errichtet. Arnold Ortmeier konnte
Ehrennadeln an mehrere Vereinsmitglieder überreichen, die noch vor Gründung der
Westumer Einigkeit Vogelkönig waren:
Clemens Dobbe (1900), Klemens Kloppenborg (1903), Gerhard Schmalenbrock
(1904) und Bernhard Middelhoff (1905). Für den musikalischen Rahmen sorgte —
wie in jedem Jahr seit 1910 - die KAB Rheine. Sie feiert im Jahre 1989 ihr 100jähriges
Bestehen.
Wiederholt mußte wegen schlechten Wetters das
Vogelschießen verlegt werden. So schoß man im Jahre 1954 von Gehlings Tenne
nach der Scheibe und im Jahre 1966 entschlossen sich die Schützenbrüder wegen
des heftigen Dauerre gens kurzfristig, das Schützenfest bei Blume-Deitert in
der Scheune abzuhalten. In diesem Jahr wurde zum letztenmal bei Stapper
gefeiert, denn 1967 bis 1969 fanden die Königsbälle bei Ottenjann statt.
Weiterhin wurde 1967 die Schützenstange vom ,Heiländken'
in die Anlagen der Gaststätte Horstmann bzw. ,Rauen Ulk' verlegt, wo sie auch
heute noch steht.
Zum zweitenmal in der Vereinsgeschichte konnte im
Jahre 1969 ein Schützenbruder als bester Schütze der Stadt die Wanderkette
erringen. Diese Auszeichnung wurde Linus Veltrup zuteil. Ob sich dieser Erfolg
in absehbarer Zeit wohl wiederholen läßt?
Im Jahre 1970 mußte das Vereinslokal abermals
verlegt werden, und zwar von Ottenjann nach ,Rauen
Ulk'. Ein Jahr später wurde hier auch erstmals das Karnevalsfest abgehalten.
Weiterhin konnte die Westumer Einigkeit 1970 ein Fest ganz besonderer Art
feiern: Der Schützenbruder Clemens Dobbe war 70 Jahre zuvor Vogelkönig gewesen.
Damit war er zugleich der älteste König überhaupt in Emsdetten. Eine
Besonderheit, die bei einem Empfang auf Deitmars Hof gebührend gefeiert wurde.
Da bei Horstmann die Räumlichkeiten zum Feiern der
Schützenfeste bei weitem nicht ausreichten, entschloß sich der Verein 1971
erstmals, ein Festzelt aufzustellen. Dies jedoch wäre allein für die
Vereinsmitglieder finanziell nicht tragbar gewesen, so daß aus diesem Grunde
das Schützenfest kurzerhand vom bisherigen Termin der Vereinigten
Schützengesellschaften — dem zweiten Sonntag und Montag im Juli — auf
Fronleichnam verlegt wurde. Das Festzelt wurde auf dem Gelände der Gaststätte ,Diekhues Hoff' aufgestellt. Der Erfolg war
überwältigend. Dazu heißt es im Protokollbuch wörtlich: „Das Festzelt konnte
den Andrang an den Haupttagen nicht verkraften und war stundenweise überfüllt".
Leider gab es wegen des Lärms Schwierigkeiten mit den angrenzenden Bewohnern,
so daß das Zelt im Jahr darauf in Beerings Wiese neben Horstmann aufgebaut wurde.
Seit 1973 steht das Festzelt auf Horstmanns Grundstück hinter Schöpkers, wo es
hoffentlich noch viele Jahre jeweils zu Schützenfest aufgebaut werden kann,
denn ein besserer Ort dürfte weit und breit nicht zu finden sein.
Im Jahre 1973 fungierte das Vereinsmitglied Arnold
Ortmeier als Stadtprinz. Auch der gesamte Stadtelferrat kam aus den Reihen der
Westumer Einigkeit. Für den Rosenmontagszug im Jahre 1974 stellte die Westumer
Einigkeit wieder einen eigenen Karnevalswagen. Vielsagendes Motto des Prunkstücks:
,,Auch im Venn wird gebohrt — warum nicht nach Öl?".
'Gleichzeitig wurde auch eine vereinseigene Karnevalszeitung mit dem
beziehungsreichcn Titel „Aechterhoeker Wind" aus der Taufe gehoben.
Das Kinderschützenfest wurde bereits 1972 von Emma
Eggers ins Leben gerufen. Nachdem es im ersten Jahr bei Eggers gefeiert worden
war, zog der Nachwuchs in den beiden Jahren danach auf den Hof Overbeck. Seit
1975 wird das Kinderschützenfest mit einer Ausnahme (1977 bei Paul Wilp) auf
den Höfen Deitert und Theele gefeiert.
Ein denkwürdiger Tag in der Geschichte des Vereins
ist der 7. Juli 1974. Es war der Tag, an dem Deutschland mit einem Sieg über
Holland Fußballweltmeister wurde. Am Vormittag hielt die Westumer Einigkeit in
den Räumen der Gaststätte Horstmann ihre Generalversammlung zum Schützenfest
ab. Der Besuch war sehr gut — wohl auch, weil viele im Anschluß daran das
Fußballspiel bei Horstmann sehen wollten. Erstmals kam der Vorschlag aus der
Versammlung, einen eigenen Spielmannszug der Einigkeit zu gründen. Aloys
Tenbrake und Josef Stapper erklärten sich bereit, aktiv am Aufbau mitzuwirken.
Der Erfolg war überwältigend. Wöchentlich kam eine große Anzahl von
Interessenten zu den Übungsstunden, wobei sich jedoch letzten Endes vor allem
das Talent und die größere Ausdauer der jüngeren Teilnehmer durchsetzte.
Seinen ersten Auftritt hatte der frischgebackene Spielmannszug bereits auf der
Hauptversammlung am 17. November selbigen Jahres. Tambourmajor war damals
Ludger Schöpker, später übernahm Herbert Kattenbeck dieses Amt. Enorme
Verdienste am Aufbau des Spielmannszuges aber haben sich in erster Linie Alfons
Ascheberg und Paul Ibeler erworben, weil sie unermüdlich und mit großer Geduld
die jungen Amateur-Musikanten trainierten.
Im Jahre 1976 feierte die Westumer Einigkeit auch erstmals ein
Scheunenfest. Es fand — wie alle darauffolgenden seither — auf dem Hofe Paul
Wilp statt und wurde auf Anhieb ein voller Erfolg. Da der Wettergott dem Verein seither jeweils hold war, konnte immer ein
zumindest zufriedenstellender Besuch erzielt werden. Als weitaus weniger
erfolgreich dagegen kann der Aufbau der Schießmannschaft angesehen werden. Der
vom Verein im Jahre 1977 zusammen mit der Westumer Schützengesellschaft erbaute
Schießstand bei Middelhoff (Hülsmöller) wird bis heute nicht in ausreichendem
Maße genutzt.
Weil die Räumlichkeiten bei Horstmann für die
Kamevalsfeier wegen des großen Andrangs schon seit längerer Zeit nicht
ausreichten, feierte der Verein im Jahre 1979 erstmals auf dem Hofe Paul Holz.
Durch den Ankauf eines kleinen Festzeltes, das seither vor die Scheune gebaut
wird, konnte der Raum vergrößert und damit ausreichend Platz geschaffen werden.
So wurde im Jubeljahr bereits zum fünften Mal bei jeweils hervorragender
Stimmung und guter Beteiligung durch die Mitglieder das Karnevalsfest in dieser
zur Narrenhochburg umfunktionierten Scheune abgehalten.
Hervorzuheben ist dabei, daß es nie wieder seit
Gründung des Vereins zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen gekommen ist. Und:
Mit der Westumer Schützengesellschaft ist die Einigkeit seit 1908 eng verbunden.
Auf den Schützenfesten besucht man sich gegenseitig und vom zeitweiligen Zwist
und Hader der Vergangenheit ist nichts mehr zu spüren. So ist zu hoffen, daß es
noch viele Jahre so bleiben wird, und das Vereinsleben so rege bleibt wie
bisher.
Aufgabe aller Schützenbrüder sollte daher sein, daß
der Verein auch in Zukunft seinen Namen zu Recht trägt und daß das eingangs
zitierte Feuer der Tradition niemals ausgeht.